Das größte Projekt zur Errichtung von Eisenbahnverbindungen in Norddeutschland war die von 1870 bis 1873 erbaute Eisenbahnbrücke bei Dömitz. Sie maß 1.050 Meter und gehörte zu den längsten Brücken Deutschlands. Sie überspannte die Elbe zwischen dem mecklenburgischen Festungsstädtchen Dömitz und dem Dorf Kaltenhof im heutigen Niedersachsen.
Der erste Spatenstich zum Bau der zweigleisigen Brücke wurde am 08.09.1870 ausgeführt. An der Westseite besaß sie 16 und an der Ostseite 4 Pfeiler. Sie wurden durch Fachwerkträger aus genietetem Stahl mit 33,89 Metern Stützweite überbrückt. An der Ostseite befand sich zwischen den Brückenjochen noch eine zweiarmige Drehbrücke mit 2 x 19,15 Metern Stützweite. Von den vier über den Strom liegenden großen Brückenjochen hatte jeder die Spannweite von 67,79 Metern. Ein auf Konsolen angebrachter Fußgängerweg war auf der südlichen Seite der Brückenbögen vorhanden.
An beiden Enden wurde sie durch wehrhafte Wachtblockhäuser gesichert, starke Türme mit Zinnenkranz und Schießscharten. Im Erdgeschoss und Fundamentbereich lagen Gewölbe in kasemattenähnlicher Form. Beide Wachtblockhäuser sollten im Kriegsfall gute Verteidigungsmöglichkeiten für die Brücke geben.
Die Brücke war 72 Jahre lang ein wichtiger und rege genutzter Bestandteil der Eisenbahnverbindungen in Norddeutschland.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges, am 20. April 1945, wurde sie durch einen Angriff alliierter Bomber teilweise zerstört. Erhalten geblieben ist eine imposante Brückenruine mit 16 Vorland-Brückenbögen, die sich auf westlicher Seite zwischen Elbedeich und -ufer erstrecken sowie der Brückenkopf.
Heute erinnert das Kulturdenkmal an glorreiche Eisenbahnzeiten, Zerstörungen des Krieges und die innerdeutsche Teilung, die einen Wiederaufbau verhinderte. Im Jahr 2018 wurde der westliche Brückenkopf saniert. Unter diesem befinden sich kasemattierte Gewölbe, durch die der Elberadweg hindurchführt.
Seit 2023 ist das Relikt durch den Bau eines Aussichtsweges wieder zugänglich. Das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist somit aus einer neuen Perspektive erlebbar.