Geschichte & Architektur

Die Zitadelle Dömitz ist ein Meisterwerk sogenannter altitalienischer Manier. Nach italienischem Vorbild (Francesco Bornau) in der Form eines Fünfecks angelegt, mit Bastionen und Kasematten sowie einer Zugbrücke versehen, zeigt die Zitadelle Dömitz die eindrucksvolle Wehrarchitektur der Renaissance. Sie ist das älteste und prägendste Bauwerk der Stadt Dömitz, errichtet von 1559 bis 1565 unter Herzog Johann Albrecht I.

Die seit 1975 denkmalgeschützte Festungsanlage Dömitz ist eine der wenigen sehr gut erhaltenen Flachlandfestungen des 16. Jahrhunderts in Nordeuropa.  

Die Festung ist der frühere Garnisonstandort im Herzogtum Mecklenburg. Die komplexe Aufgabe der Festung als Wehranlage zum Schutz der mecklenburgischen Landesgrenze, als Zollhebestelle und als permanenter Standort für das sich entwickelnde Militär des Herzogtums Mecklenburg, verlangte von dem Baukörper eine sehr umfangreiche und spezialisierte Gebäude- und Befestigungsstruktur. Je weiter die Entwicklung der Feuerwaffen fortschritt, musste auch die Wehrfähigkeit der Verteidigungsanlage angepasst werden.

Die Gebäudebezeichnungen der vergangenen Jahrhunderte – überliefert im Kartenbestand des Museums – lassen die Gebäudefunktionen gut erkennen.

Das Hauptgebäude trägt den Namen Kommandantenhaus und zeigt viele bautechnische Details. Darüber hinaus verfügte die Festung über ein Zeughaus, eine Hauptwache, eine Wagenremise, ein Stock- und Tollhaus, später Zuchthaus und Landesstrafanstalt bzw. Gefängnis für Militärangehörige sowie das Arrestantenhaus. Die Gebäude wurden im Laufe der Zeit durch andere ersetzt. So, wie sie heute zu sehen sind, wurden sie von 1851 bis 1865 errichtet.

Die Veränderungen in der Stärke und Struktur der Festungsbesatzung sowie Kriegsschäden oder Rekonstruktionsarbeiten führten zeitweilig zu Verschiebungen der Nutzungen und zu Änderungen der Gebäudebezeichnungen. Die wesentliche Gliederung des Ensembles ist jedoch erhalten geblieben.

In den repräsentativen Gebäuden finden Sie heute verschiedene  Ausstellungen. Seit 1953 befindet sich auf der Festung ein Museum zur Region und Stadt Dömitz mit Ausstellungsbereichen zur Festungs- und Stadtgeschichte, Elbe, Hafen- und Brückengeschichte, zu  Fritz Reuter sowie Sonder- und Kunstausstellungen.

Bastionen, Kasematten und Kurtinen

An allen fünf Ecke befindet sich eine Bastion: Cavalier, Held, Drache, Greif und Burg. Zwischen den Bastionen erstrecken sich dicke, 11 m hohe Mauern, die sogenannten Kurtinen. Durch dieses Mauerwerk war man gegen feindlichen Beschuss gesichert. 

Der Hauptweg zur Anlage führt durch das aufwendig sanierte Sandsteintor der Bastion „Cavalier“.  In deren Kasematte erwartet Sie eine Ausstellung zur Festungsgeschichte.

Von der Bastion „Drache“ aus, haben Sie einen herrlichen Blick auf die Elbe und die beiden Brücken: Dömitzer Elbbrücke und Industriedenkmal Dömitzer Eisenbahnbrücke.

Die Bastion „Drache“ ist mit einer Schutzmauer aus der Zeit von 1865 zur Sicherung des Festungshofbereiches versehen. Die Kasematte darunter ist ebenfalls begehbar.  

Drei weitere Bastionen heißen „Greif“, „Burg“ und „Held“, worunter sich jeweils eine Kasematte befindet. Die Bastionen „Greif“ und „Held“ dienen Fledermäusen als Winterquartier.

 

Funktion

Die Bastionen haben bei einer neuzeitlichen Festung dieselbe Funktion wie die Türme einer Burgmauer oder Stadtmauer – mit dem Vorteil, dass es keine toten Winkel gibt, wodurch eine unbehinderte, flächendeckende Verteidigung des Festungsvorgeländes möglich wurde.

Die Bastionen stehen nicht weiter als eine Gewehrschussweite voneinander entfernt, so dass sich jeweils gegenüberliegende Flanken gegenseitig schützen konnten.

Alle fünf Bastionen beherbergen so genannte Kasematten, d.h. vor Artilleriebeschuss geschützte Gewölberäume, die der Verteidigung und der Aufnahme von Waffen, Munition und Wirtschaftsgerät dienten.

In der Spitze der Bastion „Greif“ befindet sich ein sehr sicheres Gewölbe, das zu einem Pulvermagazin ausgebaut wurde. Mit dicken Holztüren gesichert, sollte so ein Raum für die Lagerung von

Kugeln, Schwarzpulver und den zur Pulverherstellung nötigen Stoffen in unmittelbarer Nähe zu den Plätzen der Bewaffnung vorhanden sein. Da das Abfeuern der Waffen kohlendioxidhaltigen Rauch freisetzt, wurden in den Gewölbedecken Luftschächte eingebaut, durch die das giftige Rauchgas abziehen konnte.

Mecklenburgs einzige befestigte Idealstadt mit Zitadelle an der Elbe

Die Planung und Neuerrichtung von vollständigen befestigten Städten mit streng geometrischem Grundriss gehörte zu den außergewöhnlichsten Leistungen von Militärstrategen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die bereits bei Griechen bekannten und von Römern häufig praktizierten regulären/idealen Stadt-Geometrien wurden mit den neuzeitlichen Bastionssystemen zu hoch effektiven Stadtfestungen entwickelt.
Die ideale Festungsstadt vereinigte das Militär mit allen erforderlichen zivilen Handwerks- und Dienstleistungen in effektivster Weise. Schnurgerade Straßen vermitteln die Harmonie der Gesamtstruktur. Ihre markanten Blickachsen, stilechten Silhouetten und oft gut erhaltenen Verteidigungsanlagen stellen bis heute ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk dar.

Diese ebenmäßigen Anlagen mit einem außergewöhnlichen Stadtbild sind heute buchstäblich die „Stars“ der Festungsarchitektur. Dömitz weist diese ursprüngliche Struktur mit einer Zitadelle noch heute eindrucksvoll auf. Damit ist Dömitz als „befestige Idealstadt“ ein festungsbauliches Gesamtkunstwerk, von dem es in Deutschland nur noch fünf weitere Städte (Hanau, Mannheim, Philippsburg, Saarlouis und Orsoy) gibt.