Die Eisenbahnbrücke bei Dömitz / Kaltenhof.
Das größte Projekt in der Eisenbahnstrecke Berlin- Wittenberge- Dömitz- Dannenberg- Lüneburg- Hamburg war die Eisenbahnstrecke bei Dömitz. Die Brücke und die Strecke wurden unter Leitung von Friedrich Neuhaus erbaut. Der Geheime Regierungsbaurat Friedrich Neuhaus, dessen 200. Geburtstag sich am 20.09.1997 jährte, war bis zu seinem Tode Betriebsdirektor und Vorsitzender der Hamburg- Berliner- Eisenbahngesellschaft.
Der erste Spatenstich zum Bau der Brücke wurde am 08.09.1870 ausgeführt. Die Brücke hatte eine Gesamtlänge von 1.050 Metern. An der Westseite besaß sie 16 und an der Ostseite 4 Pfeiler. Sie wurden durch Fachwerkträger aus genietetem Stahl mit 33,89 Metern Stützweite überbrückt. An der Ostseite befand sich zwischen den Brückenjochen noch eine zweiarmige Drehbrücke mit 2 x 19,15 Metern Stützweite. Von den vier über den Strom liegenden großen Brückenjochen hatte jeder die Spannweite von 67,79 Metern. Ein auf Konsolen angebrachter Fußgängerweg war auf der südlichen Seite der Brückenbögen vorhanden.
An jedem Brückenende befand sich ein wehrhaft ausgebautes Brückenhaus. Starke Türme mit Zinnenkranz und Schießscharten standen beiderseits der Gleise. Im Erdgeschoss und Fundamentbereich lagen Gewölbe in kasemattenähnlicher Form. Beide Brückenhäuser sollten im Kriegsfall gute Verteidigungsmöglichkeiten für die Brücke geben. Der wehrhafte Ausbau der Brückenhäuser und die Nähe zur Dömitzer Festung, die zur Bauzeit der Brücke noch militärisches Objekt und Standort eines mecklenburgischen Regimentes war, sind Hinweise auf die wichtige strategische Lage und Funktion der Dömitzer Eisenbahnbrücke.
Im August 1873 war der Bau der Eisenbahnbrücke beendet und in der Dömitzer Stadtchronik finden wir die Eintragung:
,,Am 29.8.1873 das letzte Niet in die stählernen Gurdbögen eingeschlagen.“
Am 18. Dezember 1873 befuhr der erste Personenzug die neue Brücke. Die Eisenbahnbrücke wurde zweigleisig gebaut. Beide Gleise lagen schon bei der Einweihung, nachweislich aber im Jahr 1877, vom Bahnhof Dömitz bis zum Ende der Brücke in Richtung Lüneburg. Beide Gleise wurden im Rechtsverkehr befahren. Da aber die Länge dieses zweigleisigen Abschnittes unter dem eines Blockabstandes lag, durfte aus Sicherheitsgründen nur ein Zug die Brücke befahren.
72 Jahre stand die Brücke und war ein wichtiger und viel genutzter Bestandteil der Eisenbahnverbindungen in Norddeutschland. Für die Dömitzer und die Besucher der Stadt war der Anblick der Elbniederung mit der sich weit über den Strom spannenden Elbbrücken ein eindrucksvolles Erlebnis. Dieses endete schlagartig am 20. April 1945 als die Brücke durch einen Angriff alliierter Bomber zerstört wurde.
Die unterschiedliche politische Entwicklung in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg und die bauliche Verstärkung der innerdeutschen Grenze im August 1961 verhinderten einen Wiederaufbau der zerstörten Elbebrücken bei Dömitz.
Als Mahnmal für die Zerstörungen des Krieges und als Symbol für die deutsche Teilung steht die Brückenruine der Dömitzer Eisenbahnbrücke eindrucksvoll am Ufer der Elbe.
Die Eisenbahnbrücke wurde 2010 von der Deutschen Bahn versteigert und befindet sich jetzt in Privatbesitz.